Honal in Prag

Prag war nicht immer nur eine Goldene Stadt. Folgenreiche Fensterstürze und nationalistische Gräueltaten von deutscher und tschechischer Seite gehören auch zu meiner Geburtsstadt. 1945 ging eine Katastrophe zu Ende – da gab es auf der Prager Karlsbrücke kein Gedränge.

Prag war aber immer attraktiv: wirtschaftlich, als Kunst- und Kulturstadt, als das Zentrum Böhmens.  Sicher haben daher auch schon im 18. und 19. Jahrhundert Honals Prag besucht und in Prag gelebt.  Die laufend verbessert auch im Internet zugänglichen Unterlagen bestätigen das. Im Archiv der Hauptstadt Prag sind z.B. die Aufnahmebögen des Magistrats 1830-1910 digitalisiert. Die Suche mit „Honal“ erbrachte den Johann Honal *1767, der als Bäckermeister aus Kladrau 1830 nach Prag kam (in Kladrau gab es eine Honal-Bäckerdynastie vgl. Matthes Honal 1634, auch Bäckermeister in Kladrau):

Meine Eltern fanden in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts keine Honal-Verwandten in Prag vor – jetzt leben aber wieder Honals in Prag.

1939 zog meine Honal-Familie von Kladno (1938 Geburt des ersten Kindes, Gerhard)  nach Prag. Die POLDI-Hütte hatte dort für die eigenen Angestellten, die in der Prager Direktion tätig waren, ein modernes Wohnhaus an der Husinetzerstr.2 (heute: Husinecká 557/2, 130 00 Praha 3 – Žižkov)  errichtet, das wir bis 1945 im 2. Stock bewohnten; nach meiner Geburt in der Klinik in der Sokolstr. 37  (heute: Sokolská 1638/37, 120 00 Praha 2 – Nové Město) lebte ich ab 1942 auch dort.  Alllerdings haben wir  – kurz nach Gerhards Einschulung – schon im Oktober 1944 Prag Richtung Ostböhmen verlassen, da es für die Deutsch-Böhmen in Prag, auch wenn sie nicht Anhänger Hitlers Nazis waren,  viele tschechisch-nationalistische Anfeindungen gab. Gerhard wurde dann nochmals in Silwarleut bei Königinhof (Ostböhmen) eingeschult, da war unsere Zwischenstation „am Land“ bei den Patzak-Großeltern, bevor wir von dort am 6. Aug. 1945 angeblich „wild“ vertrieben wurden und im März 1946 in Bayern landeten.

Eine Geburtsurkunde, als Nr. 1073 ausgestellt vom „Standesamtes Prag“, besitze ich. Wo, wann und von wem ich katholisch getauft wurde (Pfarrei St. Stephan?) , muss ich noch herausfinden. Hier ein Stadtplan- Ausschnitt mit St. Stephan und der Sokolstraße von 1905.

Heute leben, wie das Internet [2017-11-20] zeigt, wieder mindestens vier Honals in Prag: Karel Honal, Marek Honal, Milan Honal und Pavel Honal. Nicht viel, denn www.kdejsme.cz zeigt 38 x „Honal“ und 41 mal „Honalová“  [2017-11-20] für die ČR.

So weit ich sehe, sind sie meist Nachkommen des Simon Honal (1899 – 1969), der aus dem deutschsprachigen Honositz meiner großväterlichen Vorfahren in das 10 km südlich liegende tschechischsprachige Kwitschowitz wechselte. Diese Honals wurden nicht vertrieben. Außerdem gab es noch die tschechischsprachigen Honals im Raum Pilsen, etwa den Jan Křtitel Honal (1876 …1930) und die Honals 1785 aus Kornatitz, deren Herkunft noch zu klären ist.

Die Honals waren Böhmen, deutschsprachige aber auch tschechischsprachige, heute, soweit sie nicht nach Übersee ausgewandert sind, alle in einer EU.

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