Familien Stahl

Auch mit den Stahls sind die Honals an zwei Stellen eng verbunden, wobei der Name Stahl eher ein Übername als ein Berufsname ist, auch wenn Stahl nach dem mhd. „stahel“ auf den Beruf eines Schmieds hinweist.  Rita Heuser schreibt im DFD dem Namen Stahl auch zwei Hauptbedeutung zu, als indirekten Berufsnamen für einen Stahlschmied und als Übername für „einen harten, unnachgiebigen oder besonders dickköpfigen Menschen“, vgl. DFD = Digitales Familiennamenwörterbuch Deutschlands. Daraus leitet sich der verhängnisvolle Mythos der Nazis „Hart wie Kruppstahl“ ab und später, vor allem in der DDR, der Zusatz Stahl im Namen von Sportvereinen die mit Stahlwerken zu tun hatten, wie z.B. bei der SG Stahl Brandenburg.  Bisher habe ich noch keinen Schmied „Stahl“ bzw. vor 1700 (Schreibweise nach Gehör)  oft „Stal“ oder „Stall“, in meiner Ahnenfolge der Deutsch-Böhmen gefunden, wohl aber Abgeordnete, Bauern und Geistliche. Immerhin, einen Schmied habe ich bei den Honals gefunden: den Simon Honal , *1899 in Honositz. Da war die Stelle des Schmieds nicht frei war. Er zog und in das 7 km südlich liegende tschechische Kwitschowitz / Kvíčovice, wo er als Schmied arbeiten konnte und 1969 starb, denn seine Familie wurde 1945/46 nicht vertrieben. Vielleicht finde ich auch noch Schmiede mit dem Namen Stahl in der Verwandtschaft?

Die Unterscheidung ob Berufsname oder Übername ist für die Familienforschung wichtig: Berufe, wie z. B. einen Müller, gibt es an verschiedensten Orten und sie sind dann auch nicht verwandt. Gleiche Übernamen,  am Ort oder in der Nachbarschaft, lassen eher auf eine Verwandtschaft schließen.

Stelle 1: In der direkten Linie folgt auf meine mit Wenzel Honal (*15  AUG 1849)  verheiratete Urgroßmutter Maria Stahl (*15 NOV 1854 in Honositz / Honezovice # 32) ihr Vater, mein Ururgroßvater Josef Stahl (*28. Okt. 1830, †19. Jan. 1873  in Honositz # 32) .  Marias älterer Bruder war Georg Stahl (*26 NOV 1852 in Honositz / Honezovice # 32,   †20. Nov. 1895),  der am 19 MAI 1874 Anna Peterl (*6. Jan.1848) aus Poppowa #6 heiratete, von dem es sogar ein Foto gibt:

Dieses frühe Familienfoto hat mir 2018 Scott Faust aus den USA geschickt. Es zeigt Georg Stahl und seine Frau Anna ca. 1885 mit den Kinder Maria  Stahl (*16 AUG 1877 in Honositz #32  … †20 FEB 1960 in Wisconsin USA, verh. Geigel) und Anna Stahl (*24 JULI 1881 in Honositz #32 … †15 JAN 1960 in Wisconsin USA,  verh.  Kaltenbrun). Nach Scott Fausts Mitteilung  waren es die zwei überlebenden von sechs Kindern.   Ca. 1888 trennten sich Anna geb. Peterl  und Georg Stahl.  Anna wanderte  1890 mit den beiden Töchtern in die USA  aus, wo sie  dann in 2. Ehe Carl Schweitzer (1842-1932) heiratete  (Hinweise zu Org.-Quellen habe ich aus den Angaben einer  US-Memorial-Site zu Anna, anderen US-Websites und der o.g. Mitteilung Scotts. Einige Daten auf  internationalen Genealogie-Websites haben kleinere Fehler etwa beim Datum und bei Namen; so wurde z. B., vermutlich in den USA,  der Name Peterl zu Bettele. Da helfen die oben unter dem jeweiligen Datum unterlegten Links weiter: sie führen zu den Originaleinträgen der Kirchenbücher und da stehen das richtige Geburts- und Taufdatum  und z. B. eindeutig Anna „Peterl“ und: Maria wurde 1877 nicht auf „Maria Margarete“ getauft, nur eine Taufpatin hieß „Margaretha Peterl“, die Frau des ebenfalls als Taufpate fungierenden „Josef Peterl“, Bauer in Poppowa)

Josef Stahls Vater war Laurenz Stahl (*10 JAN 1789, † 8. Jan. 1861 je in Honositz # 32).  Im Kirchenbuch steht bei seiner (Laurenz) Taufe als sein Vater: Johann Stall (= Johann Stahl,  *7.April 1716 nicht in Honositz, † 16. Aug. 1830 in Honositz #32; oo 15. Feb. 1787 Maria Phillip). Er ist mein direkter Vorfahre der 6. Generation, von meinen Enkeln aus gerechnet, der 8. Generation und er kommt nicht aus Honositz. Daher suche im Umfeld von Honositz nach „Stahl-Nestern“  wie z. B. Pollschitz bei Bischofteinitz, das ebenso wie Honositz zur Herrschaft Bischofteinitz-Zetschowitz (bis 1622 Graf Wilhelm Popel von Lobkowitz, dann Graf Maximilian von Trauttmansdorff) gehörte.

Stelle 2: Meine o.g. Urgroßmutter Maria Stahl (*1854) war eine Honal-Enkelin.  Ihre Mutter, meine Ururgroßmutter Katharina  Stahl (*1831-02-16), war nämlich die Tochter des  Prokop Honal (* 29 MRZ 1802 in Honositz # 25), der von mir aus in direkter Honal-Linie ein Vorfahre der 5 Generation ist. Prokop ist wieder der Bruder des Thomas Honal (* 6 AUG 1786 in Honositz # 46), der über einen anderen Zweig mein direkter Vorfahre der 5. Generation ist. Hier seine Taufurkunde in einem Kirchenbuch von Hradzen / Hradec: in der die Schreibweise Honnal erkennbar ist:

Diesem Thomas Honal folgt Mathias (* 20 JAN 1809 in Honositz # 46), dann Wenzel (* 15 AUG 1849 in Honositz # 46) , dann nochmals Wenzel (* 3 NOV 1875 in Honositz # 46 ), dann mein Vater Johann (*12 NOV 1909 in Lochutzen / Lochousice #27, einem Nachbarort von Honositz).

Eine große Familie Stahl gab es, wie oben erwähnt, in Pollschitz / Polschitz / Polžice (heute Ortsteil von Sirb / Srby) bei Bischofteinitz / Horšovský Týn  im Bezirk Taus / Okres Domažlice.  Ein Zweig ist in gedbas erfasst. Wie ich nun weiß (s.u.), ist das auch „mein“ Zweig.  Eher zu einem andern Zweig gehören Georg Stahl, der dort 1913 Gemeindevorsteher war und Wenzel Stahl (1865 -1917), der als gewählter Abgeordneter, Landwirt und Spiritusbrenner  immer noch bei Wikipedia steht, auch tschechisch wieder bei Wikipedie. 

Der Jesuit P.  Dr. Anton Stahl (*17 FEB 1891 dort,  †16 MRZ 1956 in Wien-Kalksberg), hat mit seinem Bruder  Johann Stahl zu diesem Ort in den 1920er Jahren umfangreiche Familienforschung betrieben, wie das Heimatbuch „Bezirk Hostau , Heimat zwischen Böhmerwald und Egerland“ (Hrsg. Stefan Stippler) berichtet.   Pater Dr. Anton Stahl SJ (* 17. Feb.1891) ist nach anderen Quellen am 16.März 1956 in Valkenburg / NL verstorben. Von 1932 bis 1934 war er Direktor des von der Gesellschaft Jesu verwalteten deutschsprachigen bischöflichen Gymnasiums mit Internat in Mariaschein/Bohosudov. Im Heimatbuch steht  zu seines Vita:  Eintritt in die Gesellschaft Jesu 7.9.1907 in St. Andrä im Lavanttal / Kärnten  – Priesterweihe 26.7.1920 – Letzte Gelübde 2.2.1928. –  Er kam, auch wegen der Anzeige durch seinen Schwager bezüglich des Abhörens von Auslandssendern,  am 29.7.1944 nach einer Predigt in Wien ins KZ Dachau und wurde am 29.4.1945 befreit.

Welche Verbindungen bestehen zu den Stahls in Honositz?  Im Aufsatz von Johann Stahl (*15. Dez. 1898, †1972 in Dachau/Oberbayern) „Geschichte der Familie Stahl (Sicherhof)“  S.126 – S.135 in: Anna Schötterl (1990) „Pollschitz – Wie’s daheim einst war“ habe ich die Verbindung von Honositz nach Pollschitz gefunden. Der Sohn von Sebastian Stahl (*7. Mai 1686, † 30. Dez. 1760) vom Sicherhof, Pollschitz #10, war Johann Stahl (*7. Apr. 1716 in Pollschitz #10, †16. Aug. 1830  in Honositz #32): „Der oben genannte erst geborene Sohn Johann Stahl gelangte in den Besitz eines Hofes in Honositz [ #32], wo der Name Stahl heute [ca. 1970] noch vorkommt“ (S. 133).  Das ist der oben genannte  Johann Stall (= Johann Stahl), mein direkter Vorfahre der 6. Generation.

Stahl heute in Honositz (bis 1945 Kreis Mies, jetzt bei Pilsen-Süd) ? Es gratulieren die „Honositzer Nachrichten /  Honezovický zpravodaj“ Ausgabe 4 / 2014  in Honositz einem  „pan Stahl Jirí“, also einen Georg Stahl, neben einer Skizze der Barbara-Kapelle,  zum Geburtstag.  Auf der Homepage des Ortes wird eine Markéta Stahlová, also eine Margareta Stahl, erwähnt. 

In Tschechien insgesamt gibt es 2016 den Name Stahl incl. Stahlová 290 mal (Quelle: www.kdejsme.cz), seit 2013 (280) steigt die Zahl wieder leicht . In dem nach Einwohnern 8-mal so großem Deutschland sind die Stahls lt. DFD  nicht 8 x 290 = 2.320  sondern 10.136, also etwa viermal so häufig vertreten.

In Tschechien sind die Stahls (Stahl incl. Stahlová) heute sehr ungleichmäßig auf das Land verteilt, von 84 mal in Westböhmen, 39 mal in Prag bis 2 mal in Znaim / Znojmo in Südmähren. Relativ zur Einwohnerzahl (in Klammern die absolute Zahl, Stand 2016) kommt der Name Stahl incl. Stahlova am häufigsten vor in Bischofteinitz / Horšovský Týn (13) – in diesem Kreis liegt Pollschitz – , Mies / Stříbro (11) (da  iat Honositz dabei) und Staab / Stod (11). Vor Taus / Domažlice (13) schiebt sich noch Schlan / Slaný (15), eine ehemalige Königsstadt nördlich von Prag.

Die in den 1920er Jahren Genealogie treibenden Brüder Anton und Johann Stahl aus Pollschitz wussten um die Bedeutung der Namensverteilung auch für die Frage, aus welchen westlichem Gebiet die Familie Stahl vor 1600 wohl angeworben wurde. Falls Stahl ein Übername (s. eingangs) war, kann  ja beim gleichen Namen in der Nähe auf Verwandtschaft geschlossen werden. Ihr Verdacht fiel auf den Ort Eslarn in der nördlichen Oberpfalz, da es auch dort ungewöhnlich häufig den Namen Stahl gab (und gibt!). Mangels der Eslarner Kirchenbücher (Großbrand 1875) konnten sie das aber nicht klären.  Auch die hier gezeigte Übersicht aus den heute verfügbaren Karten zur Namensverteilung deuten darauf hin – es käme nach den grünen 1890er Flecken (je ein im 1. WK gefallener Soldat mit dem Namen Stahl, 1890 wird als Mittelwert der Geburtsjahre angegeben)  auch noch die Gegend um das ca. 60 km entfernt Stallwang in Frage. Nach Eslarn waren es aber nur ca. 30 km von Pollschitz aus.  Ob sich der Verdacht verifizieren oder ein neuer finden lässt?  Ja, wenn die Diözese Regensburg bei der Digitalisierung der Kirchenbücher den Rückstand aufholt.

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